Aufruf zur Kundgebung am 19.02.2022 um 13:00 Uhr in Lörrach am alten Marktplatz.
Mobil zu sein ist für uns Alle eine Notwendigkeit. Menschen müssen in die Schule, zur Arbeit und zum Arzt, sie wollen zum Einkaufen zum Sport oder zu anderen Freizeitaktivitäten. Kurzum, Mobilität beginnt und endet vor unser aller Haustür. Ein zuverlässiges ÖPNV Angebot ist für viele, gerade für Alle, die auf den öffentliche Verkehr angewiesen sind und ihren Tagesablauf von großer Wichtigkeit.
Viele Menschen in der Stadt und im Landkreis Lörrach sind mit dem Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) nicht zufrieden, denn bisher sind wir hier in der Stadt, als auch im Landkreis, von einem gut ausgebauten und zuverlässigen öffentlichen Nahverkehrssystems noch weit entfernt.
Es gibt nach wie vor zu wenige Verbindungen, es fehlen passgenaue Anschlussverbindungen und es fehlt eine gut funktionierende Anschlusssicherung.
Das ist die bittere Realität für viele der ÖPNV Nutzer:innen in der Region. Und anders als seitens der verantwortlichen Stellen suggeriert wird, hat sich seit der letzten Fahrplan-Umstellung die Situation auch nicht verbessert. Faktisch ist sie eher schlechter geworden. So jedenfalls das Fazit vieler Fahrgäste, was auch Stadträte wie uns erreicht.
Als Stadträte unserer Kommunen, Lörrach und Rheinfelden, sind wir gewählt im Interesse der Menschen zu handeln. Insofern möchten wir den Menschen aus Stadt und Landkreis Lörrach im Rahmen einer Kundgebung in der Kreisstadt Lörrach am 19. Februar 2022, auf dem Alten Marktplatz Gelegenheit geben, sich gemäß ihren Erfahrungen mit dem öffentlichen Verkehrsmitteln selbst zu Wort zu melden und ihre Lebensrealität und Bedarfe darzustellen.
Im Vergleich zu anderen Städten ähnlicher Größe in Baden-Württemberg und im Vergleich zum Angebot an anderen Orten im Dreiland, beispielsweise knapp über der Grenze in Stadt und Kanton Basel, zählen der Landkreis und die Stadt Lörrach ganz sicher nicht als Pionierregion, sondern sind eher eines der Schlusslichter im Verbund.
Während mit der S-Bahn alle im Tal liegenden schienennahen Orte quer durch das Wiesental, von Basel bis Zell, dank der nachbarstaatlich guten Zusammenarbeit, zwischen 5 Uhr in der Früh bis Mitternacht unter der Woche, im Takt erfreulicherweise zuverlässig angebunden werden, sind die Anschlussverbindungen in die Lörracher Hang-und Berglagen im Landkreis, und das gilt auch für die Verbindungen zwischen den Orten, die nicht an die Schiene angebunden sind, bislang wenig attraktiv, da nicht gut angebunden und nach wie vor auch nicht ausreichend nahtlos mit dem öffentlichen Verkehr (S-Bahn) in der Tallage verbunden.
Die Anschlusssicherung in Stadt und Landkreis Lörrach ist unzuverlässig und unzureichend organisiert. Der Eindruck entsteht, dass verantwortliche Planer:innen bislang den ÖPNV selbst kaum nutzen und nicht auf dessen gute Funktion angewiesen sind. Es wird zwar eine ganze Menge sondiert, statistisch erhoben und neuerdings soll auch integriert geplant werden, doch orientieren sich die präsentierten Vorschläge nur wenig am Bedarf und den konkreten Bedürfnissen der Nutzer:innen des ÖPNV, insbesondere aller, auf den ÖPNV angewiesenen Personen.
Die Verbindungen des ÖPNV berücksichtigen in vielen Teilen nicht die Lebenswirklichkeit der Menschen und werden deswegen teils auch nicht richtig angenommen. Über das S-Bahn Angebot hinaus, bedeutet ÖPNV Nutzung in Stadt und im Landkreis Lörrach aller Erfahrung darauf Angewiesener nach, fast immer „ein Abhetzen, um die Anschlussverbindung zu erreichen. Oder aber, es bedeutet sich die Beine in den Bauch zu stehen, wenn der Anschluss aufgrund zu knapp kalkulierter Umsteigezeiten bereits weg ist und der nächste Bus erst wieder eine Stunde später fährt.
Wir meinen, so wie bisher, kommen wir auf keinen Fall weiter!
Deutschlandweit wurde in den vergangenen Jahren in vielen Städten und Landkreisen von morgens Früh bis spät Abends ein 30 Minuten Takt eingeführt. Warum das in Stadt und Landkreis Lörrach bislang noch nicht geschehen ist, fragen sich die Menschen zurecht!
Beispiele für schlecht abgestimmte Verbindungen und ausgedünnte Fahrpläne, vor allem in den Abendstunden und am Wochenende, gibt es in Lörrach und im Landkreis – mit Ausnahme der von den Schweizer Nachbarn betriebenen S-Bahn — sehr viele. Das ist weder zeitgemäß noch in irgendeiner Weise fortschrittlich! Nur mit einem gut ausgebauten Öffentlichen Nahverkehr als Rückgrat der Mobilitäts- und der Verkehrswende, können Lörrach und die anderen Gemeinden im Landkreis Lörrach zeigen, dass sie Klimaschutz und die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in der Region ernst nehmen.
Die Mobilitätswende ist ein wesentlicher Schlüssel zur Verkehrs- und Energiewende. Wer unseren Nachfolgegenerationen eine noch halbwegs intakte Erde als Zuhause hinterlassen will, sollte Umwelt- und Klimaschutzziele ernst nehmen und Entwicklung sozial-gerecht gestalten!
Ohne das geht es nicht!
Mobilitätswende bedeutet, Möglichkeiten zu schaffen ohne eigenes Automobil oder mit sehr viel weniger Automobilnutzung ein ebenso mobiles Leben führen und sich wirtschaftlich, kulturell, sozial und politisch beteiligen zu können. Wer Vorreiter für die Verkehrs- und Energiewende sein will, sollte sich der Entwicklung hin zu dieser Neuen Mobilität stellen, und alles dafür tun ein gut entwickeltes öffentliches Personennahverkehrssystem in der Stadt und im Landkreis Lörrach zu erreichen. Die Bedingungen dafür sind im Dreiland aufgrund der Nachbarschaft zu den Kantonen Basel Stadt und Basel Land, in denen die Mobilitätswende schon sehr viel früher begonnen und öffentlicher Verkehr ausgebaut wurde, hervorragend. Gemeinden und Landkreise im deutschen Teil des Dreilands hinken dieser Entwicklung noch weit hinterher. Es sollte unser Ziel sein, einen ebenso effektiven öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), der für alle bezahlbar und leicht nutzbar ist, auch bei uns zu erreichen und nicht weiter ein Schlusslicht in der Region zu bleiben. Wir brauchen einen erheblichen Ausbau des ÖPNV im Landkreis Lörrach und der Region.
Sabine Schumacher, Mitglied Gemeinderat Lörrach und Rüdiger Lorenz, Mitglied Gemeinderat Rheinfelden